Reittherapie

Erste Schriften zur heilenden Wirkung des Reitens stammen bereits aus dem 4. Jahrhundert vor Christus vom griechischen Feldherrn Xenophon und dem griechischen Arzt Hippokrates. Sie beschrieben die motorische Wechselwirkung der Körper von Pferd und Reiter sowie den heilsamen Rhythmus des Reitens. Als Begründer der Reittherapie gilt jedoch der Neurowissenschaftler Ottfried Förster (um 1904), der unter anderem die Behandlung querschnittgelähmter Menschen revolutionierte.

Heute weiß man, dass tiergestützte Therapie zur Linderung von psychischen, neurologischen und seelischen Erkrankungen sowie geistigen und körperlichen Einschränkungen in beachtlichem Maß beiträgt. 

Insbesondere in seelischen Notsituationen wird Tieren eine heilende Wirkung zugesprochen. Pferde bringen gegenüber anderen Therapietieren jedoch noch eine Besonderheit mit: das Reiten. Die Bewegungsimpulse, die das Pferd dabei auf den Menschen überträgt, wirken wie eine Art Physiotherapie und fordern den Klienten gleichermaßen körperlich, geistig, sozial und emotional.

Stille Therapeuten: So sprechen Pferde mit uns

Kommunikation hat nicht zwangsläufig mit Reden zu tun. Pferde kommunizieren beispielsweise rein über Körpersprache. Sie verstehen uns völlig ohne Worte.

Auch wir Menschen kommunizieren zu 80 Prozent nonverbal. Bei dieser Form der Sprache können wir unser Gegenüber nicht täuschen. Sie kennen bestimmt selbst die Situation, wenn die Körpersprache Ihres Gegenübers mit dem Gesprochenen nicht zusammenpasst. Welchem Ihrer Sinne schenken Sie dann mehr Glauben: Dem, was Sie hören, oder dem, was Sie sehen und spüren?

Pferde sind hierbei noch viel sensibler als wir Menschen. Wir können sie nicht anlügen. Pferde lesen uns wie ein offenes Buch und fördern damit eine Wahrheit zutage, die uns nicht immer gefällt. Auf diese Wahrheit reagieren Pferde direkt und instinktiv. Damit reflektieren sie uns wie ein Spiegel – neutral, ehrlich und wertfrei.

Pferde heilen Körper, Geist und Seele

Pferde fordern von Ihrem Reiter Selbstständigkeit, verantwortliches Handeln sowie Vertrauen. Dabei fungieren sie als lebensgroße Spiegel. Sie schmeicheln uns nicht, sondern reflektieren uns und die Gesamtheit unseres Seins – grundehrlich, mit allen Licht- und Schattenseiten. Pferde lesen uns Menschen wie ein offenes Buch und spiegeln unser Verhalten, (unbewusste) Gefühle und Stimmungslagen wieder. Somit werden auch innere Prozesse sichtbar, die möglicherweise lange Zeit versteckt oder verdrängt wurden. Das Pferd erkennt den Charakter und die Psyche des Menschen und reagiert darauf: mit Abwehr, vorsichtigen Annäherungsversuchen (langsames Beschnuppern) oder wartet bewusst ab.

In der Reittherapie ist das ein elementarer Bestandteil, denn das Pferd ist dabei ein Medium, also eine Art Übersetzer, für den Therapeuten. Über die Spiegelung von Verhaltensweisen durch das Pferd hat der Reittherapeut die Möglichkeit, dem Klienten das eigene Verhalten und die Wirkung auf dessen Umfeld bewusst zu machen.

Körper:
Physiologisch 

Der langsame Takt im Schritt wirkt lösend und entspannend, fast meditativ. Der Trab fördert die Beweglichkeit, den Gleichgewichtssinn und die Koordination und wirkt lockernd auf die Muskulatur. Nicht zu vergessen sind die positiven, emotionalen Auswirkungen durch den Körperkontakt, selbst vom Boden aus.

Geist:
Psychologisch

Der Kontakt zu Tieren trägt zur Stress- und Angstreduktion bei und hat eine antidepressive Wirkung. Ein positives Selbstbild, das Selbstwertgefühl und das Selbstbewusstsein werden gefördert. Da inbesondere beim Reiten beide Körperseiten gefordert sind, wirkt sich dieses wiederum positiv  auf die Leistungsfähigkeit des Gehirns aus.

Seele:
Sozial

Mit Tieren in Kontakt zu treten, ist leicht und unkompliziert. Obwohl sie nicht antworten, sprechen wir mit ihnen. Unsere Geheimnisse sind bei ihnen sicher, weshalb wir sofort Vertrauen  fassen und uns weniger einsam fühlen. Zudem wirken Tiere als Gesprächsanlass und erleichtern den Kontakt zu unseren Mitmenschen.

Warum macht uns das Streicheln von Tieren glücklich?

Beim Streicheln von Tieren (oder auch unseren Partnern oder Kindern) bildet sich das Hormon Oxytocin. Es hat eine entspannende Wirkung, fördert das Vertrauen, verbessert die Stimmung und wirkt gleichzeitig allem "Negativem" wie Ängsten, Stress oder Depressionen entgegen.
Es wird daher auch Kuschelhormon oder Bindungshormon genannt.

Ablauf & Gestaltung der Reittherapie

Dank unserer speziell ausgebildeten Pferde kann ich die Reitthereapie sehr flexibel gestalten und damit individuell auf jeden meiner Klienten eingehen. Je nach Situation und Ausgangslage kann dabei das Reiten oder der Umgang mit dem Pferd vom Boden aus im Vordergrund stehen.

Es gibt dabei viele verschiedene Ansätze, von denen ich Ihnen hier nur ein paar Beispiele aufzeige:

Beobachten der Herde

Wir beobachten gemeinsam die Herde und finden heraus, wie Pferde untereinander kommunizieren? Welche Rangordnung haben die einzelnen Pferde und wer ist der Herdenchef? Woran erkennen wir ihn? Wie gehen Pferde mit Konfliktsituationen um? Gibt es ein Pferd, mit dem sich unser Klient identifizieren kann?

Pferde füttern

Wir füttern gemeinsam die Pferde und Sie lernen dabei die verschiedenen Futterarten kennen. Dabei beobachten wir auch das Verhalten in der Herde: Welches Pferd ist das Ranghöchste? Haben Pferde ein Lieblingsfutter? Wie gehen Pferde beim gemeinsamen Fressen miteinander um?

Putzen des Pferdes

Beim Putzen schaffen wir die größte Nähe zueinander. Pferde zeigen uns schnell, welche Art der Berührung sie besonders mögen und welche ihnen unangenehm ist. Wir spüren den warmen Pferdekörper, können die Atmung wahrnehmen und riechen das Pferd. Pferde massieren sich übrigens auch gegenseitig aus zweierlei Gründen. Zum einen ist es eine Win-win-Situation für beide Kraulpartner, da es einige Stellen an ihrem Körper gibt, an die sie selbst gar nicht rankommen, die aber auch hin und wieder jucken. Zum anderen zeigen sie so ihre Zuneigung zueinander.

Bodenarbeit mit dem Pferd

In der Bodenarbeit können wir unsere eigene Körpersprache am deutlichsten überprüfen und trainieren. Führen wir das Pferd, oder führt es uns? Reagiert es auf den von uns vorgegebenen Tempowechsel? Nimmt es uns von jeder Position aus gleich wahr und können wir ihm rein mit unserer Körpersprache die richtigen Signale senden?

Auf dem Pferd reiten

Wenn unsere Klienten reiten, führen wir das Pferd entweder neben uns her, longieren es in einem großen Kreis um uns herum oder laufen hinter dem Pferd her und lenken es über den sogenannten Langzügel. Es ist, je nach Erfahrung des Klienten, auch möglich, selbstständig zu reiten. Im Fokus stehen dabei Entspannung, Atem- und Wahrnehmungsübungen sowie Bewegungsübungen und Spiele, die die Motorik und Koordination gleichermaßen fördern.

Preise

Einzelstunde (60 min):    65,00 €

Gruppenstunden:    auf Anfrage
Mehrstundenrabatt:    auf Anfrage

Die Kosten werden von der gesetzlichen Krankenkasse nicht übernommen.

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